B wie Bone-Breaking Ward

Photo of Vardy plaque on B ward's wall

Bettina Krausert, Pediatric Ward Nurse.

In den Arbeitsalltag auf der orthopädischen Station habe ich mich mittlerweile eingelebt. Die Station ist Ward B und Jenny, meine Teamleitung, nennt die Abteilung Bone-Breaking Ward, da im OP tatsächlich Knochen gebrochen werden, damit sie anschließend gerade zusammen wachsen können.

 

Nachdem ich am Anfang zur Einarbeitung nur 3 Patienten betreut habe, versorge und betreue ich jetzt 5 Patienten mit ihren Begleitpersonen.

Zu Schichtbeginn ist Übergabe. Man erfährt alle wichtigen Informationen um die Patienten gut versorgen zu können. Wenn die vorherige Schicht gegangen ist und ich alle Kids und Caregiver begrüßt habe, gehe ich alle Akten einzeln durch, checke wann ich welche Therapiemaßnahmen durchführen muss, wann die nächste Vitalzeichenkontrolle jeweils bei den Kindern ansteht und ich notiere mir auf meinem  “Gehirn” (so haben wir auf Intensivstation immer unseren Zettel im Dienstkittel genannt) wann ich wem Medikamente geben muss.

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so sieht mein „Hirn“ aus. Auf diesem Zettel ist auch noch ein echt schlechter Witz zu finden: Schaut euch mal den Namen des dritten Patienten an und dazu die Operation die er bekommen hat. Er hat den französischen Namen „Achille“ und hat tatsächlich eine Achilles-Verlängerung bekommen, weil er durch eine Kontraktur nur auf Zehenspitzen laufen konnte. 😦

Dann gehe ich nacheinander an jedes Bett, checke Blutdruck, Temperatur, Puls und Sauerstoffsättigung, zähle die Atemfrequenz, frage nach Schmerzen oder Unwohlsein, kontrolliere den Gips, die Durchblutung und Beweglichkeit der Zehen, die Lagerung und ob die Eisbeutel auf den Beinen noch kühlen. Ich verteile verordnete Medikamente, schaue dass die Kids gut essen und trinken und oft sind auch Begleitpersonen oder Geschwisterkinder krank und müssen auch versorgt werden.

Mit allen Kindern die keine Bettruhe mehr haben, das ist ab dem vierten Tag, mache ich Steh- und Gehübungen. Hier sind fast alle mächtig stolz und strengen sich richtig an. Für die gesamte Station machen wir zweimal täglich Gymnastikübungen. Es wird laut Musik aufgedreht und alle Patienten (Eltern und Geschwister machen meistens auch mit) müssen im Bett Arme kreisen, sich strecken und räkeln, ihre Zehen berühren und ihre schweren eingegipsten Beine mobilisieren.

Ortho patient Cecilia on deck 7

Wenn ich zwischendurch Zeit habe, setze ich mich zu den Kindern um mit ihnen zu malen, zu spielen, ein Buch anzuschauen, Luftballons aufzupusten oder Quatsch zu machen. Kaum ein Elternteil beschäftigt sich mit seinem Kind, das ist hier irgendwie nicht üblich. Echt schade, den Kindern ist natürlich stink fad im Bett.

An den Nachmittagen sind Aufnahmen von 2-3 neuen Kindern, mittags werden ab und zu Kinder entlassen und vom HOPE-Center abgeholt und die Ops laufen den ganzen Tag. Wenn ein Kind vom OP kommt ist natürlich mehr zu tun, weil es engmaschiger überwacht werden muss. Mittag geht der Frühdienst mit allen Patienten die aufstehen dürfen auf Deck 7, zum Frischluft tanken. Das ist immer eine riesen Aktion. Die Kinder die irgendwas unter 20kg wiegen tragen wir die 4 Stockwerke hoch, das ist ein ordentlicher Workout und alle anderen werden in einem Rollstuhl mit dem Lift nach oben gefahren. In den Lift passen allerdings nur maximal zwei Rollstühle gleichzeitig und alle anderen Stationen gehen mit ihren Patienten zur selben Zeit auf Deck 7. Das ist immer ein endloser Stau. Oft wird der Lift gleichzeitig von der Haustechnik, der Versorgung, Küche oder wem auch immer genutzt, das heißt man wartet manchmal ewig, weil der Lift in nem anderen Stockwerk blockiert ist. Dazu kommt, dass der Lift nur mit Schlüssel zu bedienen ist und die gesamte Klinik besitzt nur einen Schlüssel. Was bedeutet, dass immer einer hin und her fahren muss, bis alle abgeholt sind. Wenn man dann nach 20Minuten alle Patienten an Deck 7 hat, hat man etwa eine halbe Stunde um mit allen Gehübungen zu machen, zu spielen, zu singen oder zu tanzen, bevor wir wieder anfangen müssen alle auf Deck 3 zurück zu bringen. Bis alle wieder in ihren Betten sind und der Frühdienst Feierabend machen kann, hat man eigentlich schon Überstunden gemacht.

Ward nurse Bettina Krausert with ortho patient Adamou on deck 7

Das Klima im Team ist sehr gut, alle arbeiten super zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Mit den Patienten und ihren Begleitpersonen zu arbeiten macht richtig Spaß. Viele Patienten rufen mich jetzt schon mit meinem Namen und freuen sich wenn ich sie zu Schichtbeginn begrüße – das ist wirklich schön.

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Am Ende jedes Tages wird zusammen gerechnet um wie viel Grad sich die Beine der Patienten insgesamt verändert haben.

Die Arbeit macht generell Spaß. Manchmal ist es fast ein bisschen langweilig, manchmal ist gut zu tun.

Es ist ne tolle Zeit und ne super Erfahrung hier und die Kinder sind (meistens) wirklich süß.

 

 

Nurses in crazy scrabs on the deck 7
Jeden Freitag ist „funky friday“, da sehen die Dienstkittel dann so aus – alle möglichen Farben und Muster.

 

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